Wie entstand Heshima...
Bevor Heshima-Kinderförderung e.V. in Krefeld gegründet wurde, lebten die ersten Kinder auf dem Grundstück der Mutter von Lucy Riewoldt in der Nähe von Eldoret.
Die Geschichte von Lucy Riewoldt: Der Beginn von Heshima-Kinderförderung e.V.
Es war ein gewöhnlicher Tag in Eldoret, als ein kleiner Junge Lucys Leben für immer veränderte. Während sie durch die Straßen schlenderte, fiel ihr ein kleiner Junge auf, der bettelnd am Straßenrand saß. „Give me Shilingi“, sagte er – die Landeswährung Kenias. In seiner Hand hielt er eine Tüte Klebstoff, die er sich immer wieder unter die Nase hielt, um daran zu schnüffeln.
Lucy, erschüttert von diesem Anblick, fragte ihn: „Für was brauchst du das Geld?“ Seine Antwort: „Ich habe seit drei Tagen nichts mehr gegessen.“ Als sie nach seinem Zuhause und seinen Eltern fragte, blieb er stumm. Entschlossen sagte sie ihm: „Ich gebe dir kein Geld, aber ich kaufe dir etwas zu essen, wenn du den Klebstoff wegwirfst.“ Der Junge zögerte nicht, warf die Tüte weg und folgte Lucy zur nächsten Imbissbude. Dort kaufte sie ihm „kuku na chipsi“ – Hähnchen mit Pommes – und sah zu, wie er mit großem Hunger und einem Lächeln im Gesicht aß. Bevor er ging, fragte er: „Bist du morgen auch hier?“ Lucy überlegte kurz und antwortete: „Ja, gegen vier Uhr.“
Ein Versprechen, das alles veränderte
Am nächsten Tag kehrte Lucy zurück, und der Junge wartete bereits auf sie. Passanten erzählten ihr, dass er immer wieder gefragt hatte: „Ist es schon vier Uhr?“ Wieder kauften sie gemeinsam etwas zu essen, und Lucy versuchte, mehr über ihn und seine Familie zu erfahren. Doch der Junge blieb verschlossen. Sie stellte ihm ein Ultimatum: „Wenn du mir nicht zeigst, wo du wohnst, komme ich morgen nicht wieder.“ Zögernd nahm er ihre Hand und führte sie unter eine Brücke, die über einen Abwasserkanal führte. „Naishi huko“, sagte er – „Hier wohne ich.“
Unter der Brücke bot sich Lucy ein herzzerreißender Anblick: Pappkartons lagen auf dem Boden, und zwei weitere Kinder, etwa im gleichen Alter wie der Junge, saßen dort. Auf die Frage nach ihren Eltern sagten sie nur: „Hatuna wazazi“ – „Wir haben keine Eltern.“ Dieser Moment war für Lucy ein Schock und zugleich eine Entscheidung: Sie musste helfen.
Der erste Schritt zur Veränderung
Lucy nahm die drei Waisen mit zum Haus ihrer Mutter, wo sie endlich einen sicheren Ort fanden – mit Essen, einem Schlafplatz und medizinischer Versorgung. Es war der Beginn eines neuen Lebens für die Kinder. Doch Lucy wusste, dass es viele weitere Kinder auf den Straßen gab, die ebenso dringend Hilfe brauchten.
Zurück in Deutschland kontaktierte sie ihren Bekannten Franz. Gemeinsam entwickelten sie die Idee, einen Verein zu gründen, der Straßenkindern in Kenia ein Zuhause, Bildung und Perspektiven bietet. So entstand Heshima-Kinderförderung e.V., ein Projekt, das bis heute unzähligen Kindern eine bessere Zukunft schenkt – inspiriert von einer Begegnung, die Lucys Herz berührte und ihr Leben veränderte.
Als der Verein Heshima-Kinderförderung e.V. im Jahr 2012 beschloss, ein Kinderhaus zu errichten, war klar, dass Eldoret dafür nicht der richtige Standort war. Die Region litt unter mangelnder Infrastruktur: kein Strom, kein fließendes Wasser und unzureichende Versorgungsmöglichkeiten. Diese Bedingungen wären eine große Herausforderung für unser Ziel gewesen, Kindern ein sicheres und förderndes Umfeld zu bieten.
Die Wahl fiel daher auf Mtwapa, eine lebendige Gemeinde in der Nähe von Mombasa. Das Grundstück dort bietet ideale Voraussetzungen: eine zuverlässige Strom- und Wasserversorgung, gute Verkehrsanbindungen und – was für uns besonders wichtig ist – Zugang zu qualitativ hochwertigen Schulen und Kindergärten. All diese Faktoren machen Mtwapa zu einem Ort, an dem wir den Kindern eine echte Chance auf eine bessere Zukunft geben können.
Heute sind wir stolz darauf, dass unser erstes Kinderhaus in Mtwapa nicht nur ein Zuhause, sondern auch ein Ort der Hoffnung und Perspektive geworden ist. Ein Beweis dafür, dass ein starker Wille und die richtige Entscheidung vieles bewegen können.